Freundschaften können manchmal ganz schön herausfordernd sein – ganz besonders dann, wenn es sich beim Gegenüber um eine Person mit narzisstischen Zügen handelt.
Gerade diese zwischenmenschliche Beziehung erfordert Geduld, einfühlsame Kommunikation und Fingerspitzengefühl. Die gute Nachricht – mit der richtigen Einstellung und einem gesunden Selbstschutz kannst Du auch die Freundschaft mit einem Narzissten gesund gestalten, ohne Deine eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen.
Die Freundschaft mit einem Narzissten und der schwierige Balanceakt zwischen Nähe und Selbstschutz
Narzissten legen großen Wert auf ihr äußeres Bild und umgeben sich daher gerne mit einflussreichen Personen, schließlich versprechen diese Beziehungen ein Maximum an Bewunderung und Anerkennung. Die Persönlichkeit oder Bedürfnisse ihrer „Freunde“ stehen hier, wenn überhaupt, erst an zweiter Stelle.
Narzissten suchen sich Freunde, die ihnen Vorteile bringen, ungeliebte Aufgaben übernehmen oder ihr Ansehen steigern. Dabei suchen sich Personen mit narzisstischen Zügen auch gerne Menschen aus dem Bekanntenkreis des Partners oder guter Freunde, die in ihr Visier geraten sind.
In meinem Blogbeitrag Ursachen und Einflussfaktoren der Narzissmus-Persönlichkeitsstörung bekommst Du viele hilfreiche Informationen über die Ursachen, Symptome und erhälst auch Unterstützung für den Umgang mit Narzissmus, sowohl in allen Lebensbereichen, als auch explizit was die Geschlechter betrifft.
Eine echte Freundschaft mit einem Narzissten, basierend auf gegenseitigem Respekt und Verständnis, ist für Narzissten nur schwer einzugehen oder aufrechtzuerhalten. Wenn Du in dieser zwischenmenschlichen Konstellation also spürst, dass die Freundschaft Deine seelische Gesundheit belastet, solltest Du sie überdenken und gegebenenfalls beenden. Denn egal wie wichtig Dir Dein Gegenüber ist, bei der Freundschaft mit einem Narzissten müssen für Dich immer Dein Wohlbefinden und Deine Gefühle an erster Stelle stehen – kompromisslos!
Die einseitige Freundschaft mit einem Narzissten und warum er einfach nicht anders kann
Zu Beginn kann eine Freundschaft mit einem Narzissten noch ausgewogen und harmonisch erscheinen. Aber mit der Zeit wird sie sich schleichend zu einer einseitigen Angelegenheit wandeln.
Denn in einer Freundschaft mit einem Narzissten regieren oft grenzenloser Egoismus und Ausnutzung. Die Freundschaft mit einem Narzissten dreht sich zunehmend um den Narzissten selbst, wobei Neid auf Deine Erfolge, neue Beziehungen oder positive Veränderungen in Deinem Leben im Vordergrund der Sichtweise auf Dich und Dein Leben stehen.
Jedoch gibt es Unterschiede zwischen dem weiblichen Narzissmus und narzisstischer Männer. Zwischen beiden gibt es geschlechtsspezifisch einige subitle Unterschiede in ganz bestimmten Verhaltensmustern.
Dieser Prozess verläuft schleichend. Bestimmt nimmst Du ihn selbst erst einmal gar nicht realistisch wahr und es sind Außenstehende, die Dich darauf hinweisen, dass Eure Freundschaft nicht so ausgeglichen und harmonisch ist, wie Du sie Dir erträumst. Wichtig für Dich! Nehme solche ersten Hinweise ernst und stelle Deine eigene emotionale Gesundheit in den Mittelpunkt.
Die „beste Freundin“ oder den „besten Freund“ gibt es bei einer Freundschaft mit einem Narzissten nicht
Das wird jetzt sicher hart für Dich klingen, aber eine Freundschaft mit einem Narzissten gibt es im eigentlichen Sinne nicht. In der Welt eines Narzissten gibt es keine Freundschaften, wie Du sie kennst – keinen „Blutsbruder“ oder „beste Freundin“, mit denen man durch dick und dünn geht.
Freunde werden ge- und benutzt. Du darfst Dich so lange als „bester Freund“ oder „beste Freundin“ bezeichnen, solange Du den Regeln des Narzissten folgst, ihm zustimmst, ihn bewunderst und nicht versuchst, aus seinem Konstrukt auszubrechen.
Während Ehrlichkeit unter echten Freunden wichtig ist, sieht dies bei einer Freundschaft mit einem Narzissten anders aus. Kritik führt dazu, dass Du ausgetauscht wirst. Ebenso die Dreistigkeit, Dich gerne auch mit anderen Personen umzugehen, erfolgreich zu sein, neue Freundschaften zu knüpfen oder nicht mehr nach seiner Pfeife zu tanzen.
In der narzisstischen Welt gibt es selten echte, tiefgründige Freundschaften. Verbindungen werden, bewusst oder unbewusst, nur oberflächlich geknüpft. Die Regel hinter der Freundschaft mit einem Narzissten ist so simpel wie falsch – solange Du Anerkennung gibst und nützlich bist, bist Du Teil ihres Lebens. Wenn dies nicht mehr der Fall ist, wirst Du gnadenlos aussortiert.
Die Freundschaft mit einem Narzissten – der „falsche Freund“ hinter der Fassade
Mit ihrem Charme und Kommunikationsgeschick gewinnen Narzissten schnell Sympathie und sind wahre Meister im Kontaktknüpfen. Anfangs erscheinen sie, bei einer Freundschaft mit einem Narzissten, sehr sympathisch, doch mit der Zeit zeigen sich ihre weniger angenehmen Seiten und sie zeigen Dir ihr wahres Gesicht.
Ebenfalls typisch für einen Narzissten ist es, über andere zu tratschen und negative Aspekte von Personen aus Eurem gemeinsamen Bekanntenkreis hervorzuheben und Dich immer wieder darauf hinzuweisen. Dies ist bei einer Freundschaft mit einem Narzissten eine Form der Manipulation und führt nicht selten dazu, dass Du Personen in einem vollkommen neuen – und nicht allzu schmeichelhaftem – Licht siehst.
Die Freundschaft mit einem Narzissten – Erfahrungsbericht einer Betroffenen
Die folgende Erfahrung aus meiner Praxis zeigt, wie herausfordernd es sein kann, eine Freundschaft mit einem Narzissten zu entlarven und im Zweifel abschließen zu können. Der nachfolgende persönliche Erfahrungsbericht aus meiner Praxis zeigt Dir, wie subtil und gezielt meine Klientin in die Fänge der Narzissmus-Freundschaft geriet:
„Ute und Maria begannen ihre Freundschaft mit einem intensiven Start – voller Sympathie, Humor und Unterstützung. Ute war immer da, hörte zu und bot Hilfe an, was in eineinhalb Jahren tiefer Freundschaft resultierte.
Doch mit der Zeit schlichen sich leise Zweifel bei Maria ein. Plötzlich erschienen Nachbarn und Freunde in einem anderen Licht: Wieso ist ihr bisher nie aufgefallen, wie laut der Nachbar in der Mittagsruhe ist? Oder wie schwierig das Kind von Frau Kaiser? Und ist es wirklich normal, dass ihr Mann zweimal pro Woche ins Fitnessstudio geht, ohne sie darüber zu informieren? Auch die Freude über das gut laufende Gewerbe konnte die Freundin nicht so recht teilen und die Zweifel daran, dass der geschäftliche Neubeginn wirklich gelingt, wuchsen…
Es häuften sich die Probleme, begleitet von regelmäßigen, verärgerten Nachrichten von Ute: Warum hatte Frau M. sich mit jemand anderem getroffen? Warum hat sie ihre Tochter mit einem anderen Kind spielen lassen? Ist sie wirklich schuld daran, dass ihre gute Freundin wegen dem ständigen „Theater“ mit ihr unter Bauchschmerzen und Durchfall litt?
Ute machte Maria zunehmend für die angespannte Situation in ihrer Freundschaft verantwortlich und verlangte von ihr, über ihr Verhalten nachzudenken, mehr Zeit und Energie in die Freundschaft zu investieren und sich ihr gegenüber „besser“ zu verhalten.
Bekannte warnten Maria vor Ute. Sie hat sich ihren „Ruf“ im Ort nicht grundlos erarbeitet, sie war nicht die erste Person, die diese Erfahrungen mit Ute gemacht hat. Maria aber glaubte nach wie vor an ihre Bindung, sicher muss sie sich nur mehr anstrengen und in ein paar Punkten einfach ändern oder nachsichtiger sein.
Vollkommen eskalierte die Situation dann, als Maria eine Freundschaft mit einer gemeinsamen Bekannten einging. Ute reagierte nun mit Missachtung, kleinen subtilen Gemeinheiten und ließ Maria bei Gesprächen außen vor. Maria wurde „aussortiert“, der Kontakt abgebrochen.
Möglichkeiten, sich zu wehren, hatte Maria kaum, denn Ute stellte es so dar, als wäre Maria diejenige, die sich in Dinge hineinsteigert, die einfach „eine Dramaqueen“ ist und aus, jeder Mücke einen Elefanten macht“.
Erst jetzt wurde Maria klar – irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Warum strafte Ute sie plötzlich ab? War sie wirklich schuld? Bildete sie sich diese kleinen Gemeinheiten tatsächlich nur ein und war sie eine „Mimose“? Die gesäten Selbstzweifel wuchsen… .
Durch ausführliche Gespräche und Aufklärungsarbeit wurde Maria in meiner Beratung klar, dass sie in die Narzissmusfalle getappt war. Gemeinsam erarbeiteten wir Wege, heraus aus dieser toxischen Freundschaft mit einem Narzissten und hin zu einem neuen, gesunden „Ich“.
Die Freundschaft mit einem Narzissten – setze Grenzen!
Solange Du Dich selbst vor den negativen Emotionen schützt, die eine Freundschaft mit einem Narzissten mit sich bringen und ausreichend Abstand sowie Selbstschutz bewahrst, kann eine Freundschaft mit einem Narzissten bestehen bleiben.
Gerade dann, wenn es um Deine persönlichen Grenzen geht, kann die Verbindung jedoch herausfordernd sein. Möglicherweise wirst Du auf Pauschalisierungen, Übertreibungen und Wutausbrüche stoßen. Diese Reaktionen sind Anzeichen dafür, dass die Beziehung toxisch ist und Dir mehr schadet, als nützt.
Beende die Freundschaft mit einem Narzissten
Es ist vollkommen in Ordnung, eine Freundschaft mit einem Narzissten zu überdenken und loszulassen, wenn Dir die Verbindung einfach nicht guttut.
Kommuniziere ehrlich, aber ruhig, dass Du die Freundschaft nicht weiterführen, eine Trennung und Abstand möchtest. Halte diesen Abstand konsequent ein und lass Dich nicht manipulieren.
Schütze Deine emotionalen Bedürfnisse! Hierfür ist es entscheidend, Dich nicht von weiteren Manipulationen oder Vorwürfen in der Freundschaft mit einem Narzissten verunsichern zu lassen, sondern Deine Entscheidung höflich, aber nachdrücklich durchzusetzen.
Die Freundschaft mit einem Narzissten – wie eine systemische Beratung helfen kann
Wenn Du Schwierigkeiten hast, mit den emotionalen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Freundschaft mit einem Narzissten umzugehen, kann Dir eine psychologische- und systemische Beratung wertvolle Unterstützung bieten. Ich helfe Dir, Deine Gefühle besser zu verstehen, Grenzen zu setzen, Neinsagen zu lernen und Deinen Weg hin zu respektvolleren Beziehungen zu ebnen.
Ein erster Tipp an dieser Stelle – sei für Deinen narzisstischen Freund nicht immer verfügbar!
Schütze Deine Energie. Behalte Deine Selbstkontrolle und lasse den Narzissten im Zweifel nicht zu nahe an Dich heran. Das heißt nicht, dass Du den Narzissten komplett missachten sollst. Narzisstische Menschen können auf Distanz durchaus interessant und beeindruckend sein. Wichtig aber ist, dass Du bei Dir bleibst und Dich selbst vor zu viel Nähe schützt.